Das Eisbergmodell im systemischen Coaching

Erläuterung des Modells

Das Eisbergmodell ist ein visuelles und konzeptionelles Werkzeug, das häufig im systemischen Coaching verwendet wird, um die tieferen Ebenen des menschlichen Verhaltens und Erlebens zu verstehen. Es basiert auf der Metapher eines Eisbergs, bei dem nur ein kleiner Teil über der Wasseroberfläche sichtbar ist, während der größte Teil unter Wasser verborgen bleibt. Im Kontext des Coachings repräsentiert der sichtbare Teil des Eisbergs das bewusste Verhalten und die sichtbaren Ergebnisse, während der unsichtbare Teil die zugrunde liegenden Werte, Glaubenssätze, Bedürfnisse, Emotionen und Motive umfasst.

Oberfläche (sichtbarer Teil):

  • Verhalten
  • Handlungen
  • Gesprochene Worte

Unterwasser (unsichtbarer Teil):

  • Emotionen
  • Werte
  • Überzeugungen
  • Motive
  • Bedürfnisse
  • Erfahrungen

Das Modell hilft dabei, zu verstehen, dass sichtbare Verhaltensweisen und Ergebnisse oft tiefer liegende, unbewusste Faktoren widerspiegeln. Durch die Arbeit mit dem Eisbergmodell können diese verborgenen Aspekte aufgedeckt und bearbeitet werden, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen.

Das Eisbergmodell ist ein kraftvolles Werkzeug im systemischen Coaching, das dabei hilft, die tieferen, oft unbewussten Ursachen von Verhaltensweisen und Problemen zu verstehen. Trotz der Herausforderungen, die mit der Arbeit auf diesen tiefen Ebenen verbunden sind, bietet das Modell wertvolle Einsichten und unterstützt die Entwicklung nachhaltiger Veränderungen. Mit geeigneten Materialien und einem angemessenen Zeitaufwand kann das Eisbergmodell eine bereichernde Methode im Repertoire eines Coaches sein.


Anwendung des Modells

Während der Klient die sichtbaren Aspekte seines Verhaltens oder der Situation beschreibt, die er ändern möchte, achtet der Coach auf die Darstellung des Sichtbaren und ergründet durch gezielte Fragestellungen die Themen, die unter der Wasseroberfläche sich befindem.

Manche sprechen auch von der story behind the story. Das Eisbergmodell dient zur Hypothesenbildung. 

Durch gezielte Fragen und Reflexionen führt der Coach den Klienten dazu, die tieferen, verborgenen Ebenen zu erkunden. 

Fragen könnten sein: 

„Welche Emotionen stehen hinter Ihrem Verhalten?“ 
„Welche Überzeugungen beeinflussen Ihre Handlungen?“.

Coach und Klient arbeiten gemeinsam daran, Muster und Zusammenhänge zwischen den sichtbaren Verhaltensweisen und den tieferen, unbewussten Faktoren zu erkennen. Diese Erkenntnisse helfen, die Wurzeln des Problems zu verstehen.

Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen entwickeln Coach und Klient Strategien, um die tiefen Ursachen zu bearbeiten und positive Veränderungen herbeizuführen. Dies könnte die Veränderung von Glaubenssätzen, die Bearbeitung von Emotionen oder das Setzen neuer Ziele umfassen.


Herausforderung im Modell

Die Arbeit mit dem Eisbergmodell erfordert vom Klienten eine tiefe und oft herausfordernde Selbstreflexion. Nicht jeder Klient ist sofort bereit oder in der Lage, sich mit seinen tieferen, unbewussten Ebenen auseinanderzusetzen.

Das Aufdecken und Bearbeiten tiefer liegender Emotionen und Überzeugungen kann emotional belastend sein. Der Coach muss in der Lage sein, den Klienten durch diesen Prozess sensibel und unterstützend zu begleiten.

Die Zusammenhänge zwischen sichtbaren Verhaltensweisen und den zugrunde liegenden Faktoren sind oft komplex. Der Coach muss über die Fähigkeit verfügen, diese Komplexität zu strukturieren und verständlich zu machen.


Notwendige Materialien

Für die Anwendung des Eisbergmodells im Coaching sind keine speziellen Materialien erforderlich, aber einige Hilfsmittel können den Prozess unterstützen:

  • Papier und Stift: Für Notizen und Visualisierungen während der Sitzungen.
  • Whiteboard oder Flipchart: Um das Eisbergmodell zu zeichnen und die verschiedenen Ebenen visuell darzustellen.

Zeitaufwand

Wie bei allen systemischen Coachings ist entscheidend, dass die Durchführung mit der gebotenen Achtsamkeit und entsprechendem Zeitrahmen versehen ist.