Erläuterung der Methode

Die Wunderfrage ist eine kreative und lösungsorientierte Methode im systemischen Coaching, die darauf abzielt, Klienten zu helfen, ihre Ziele und Wünsche klarer zu erkennen und zu formulieren. Die Methode wurde von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg im Rahmen der lösungsfokussierten Kurzzeittherapie entwickelt. 

Die Methode wird vielfältig verwendet, manchmal in abgewandelter Form durch Zuhilfenahme einer guten Fee oder eines guten Zauberers, der dem Klienten erscheint oder auf die Schulter klopft und das Wunder erscheinen lässt. 

Milton Erikson hatte dazu die Kristallkugeltechnik entwickelt, in der durch das Blicken in die Kristallkugel das Wunder visualisiert wurde.

Die Wunderfrage lautet typischerweise: „Stellen Sie sich vor, über Nacht geschieht ein Wunder und Ihr Problem ist gelöst. Woran würden Sie am nächsten Morgen als Erstes merken, dass dieses Wunder geschehen ist?“

Diese Frage ermutigt Klienten, sich von den aktuellen Problemen und Begrenzungen zu lösen und sich stattdessen auf ihre idealen Zustände und positiven Zukunftsbilder zu konzentrieren. Dadurch wird der Fokus von den Problemen auf die gewünschten Lösungen gelenkt.

Die Wunderfrage ist Bestandteil der „Steps to Solutions“, in dem der Klient nach einer Standortbestimmung durch eine Skalierung über das Wunder zu den ersten Schritten geführt wird, um sich sein „Wunder“ selbst zu erfüllen.

Die Wunderfrage ist eine kraftvolle Methode im systemischen Coaching, die Klienten hilft, sich auf positive Veränderungen und Lösungen zu konzentrieren. Trotz einiger Herausforderungen bietet diese Technik wertvolle Einsichten und unterstützt die Entwicklung konkreter Handlungspläne. Mit einem klaren Verständnis, unterstützender Anleitung und geeigneten Reflexionsprozessen kann die Wunderfrage eine bereichernde Ergänzung im Repertoire eines Coaches sein.


Anwendung der Methode

Eine strukturierte Vorgehensweise (am besten nach dieser Vorlage) ist empfehlenswert.

Beim Aufbau der Wunderfrage ist entscheidend, dass der Coach die Wunderfrage in einer ruhigen und entspannten fast gar meditativen Atmosphäre stellt. 

Im Vorfeld ist vom Klienten detailliert seine Vision der gelösten Situation zu beschreiben. Der Coach ermutigt den Klienten, so konkret und anschaulich wie möglich zu sein, und stellt Nachfragen, um das Bild weiter zu klären. 

In der Einführung und Kontextualisierung erklärt der Coach dem Klienten, dass er nun etwas Ungewöhnliches mit ihm vorhat. Es ist wichtig, dass der Klient versteht, dass es sich um eine imaginative Übung handelt, die dazu dient, neue Perspektiven und Lösungen zu entwickeln.

Vorschlag der strukturierten Vorgehensweise:

„Ich möchte Ihnen eine ungewöhnliche Frage stellen“

(Pause)

„Stellen Sie sich vor, sie gehen heute Abend nach Hause, tun die Dinge, die Sie immer tun und irgendwann gehen Sie zu Bett und schlafen ein“

(Pause)

„Und während Sie schlafen, geschieht ein Wunder“

(Pause)

„Das Wunder besteht darin, dass das Anliegen, das Sie hergeführt hat, gelöst ist“

(Pause)

„Allerdings wissen Sie nicht, dass das Wunder geschehen ist, weil Sie ja schlafen“

(Pause)

„Wenn Sie morgen früh aufwachen, was wird das erste sein, das Ihnen sagt, dass ein Wunder geschehen ist und das Anliegen, das Sie hierher geführt hat, gelöst ist?“

(Pause) – Klient antwortet

„Was noch?“ – „Was noch?“ – „Was noch?“ (alles ist erlaubt was erfragt werden kann, Kollegen, Freunde, Familien Gegenstände wie Spiegel, Auto, Kaffeetasse…

Der Coach fragt nach Ausnahmen, in denen das Wunder bereits schon einmal stattgefunden und funktioniert hat.

Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen entwickeln Coach und Klient einen konkreten Handlungsplan, um die gewünschten Veränderungen Schritt für Schritt zu realisieren.


Herausforderung in der Methode

Mögliche Herausforderungen bei der Anwendung der Wunderfrage:

Manche Klienten haben Schwierigkeiten, sich eine hypothetische Situation detailliert vorzustellen. Der Coach muss in solchen Fällen besonders unterstützend und anleitend sein.

Die Vorstellung eines gelösten Problems kann starke emotionale Reaktionen hervorrufen, sowohl positive als auch negative. Der Coach muss in der Lage sein, diese Emotionen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.

Es kann eine Herausforderung sein, die Visionen des Klienten in realistische und umsetzbare Schritte zu übersetzen. Der Coach muss hierbei helfen, die Balance zwischen idealen Zuständen und realisierbaren Zielen zu finden.


Notwendige Materialien

Für die Anwendung der Wunderfrage im Coaching sind keine speziellen Materialien erforderlich. Einige Hilfsmittel können jedoch den Prozess unterstützen:

  • Papier und Stift: Zur Dokumentation der Antworten und Reflexionen.
  • Visualisierungswerkzeuge: Whiteboard, Flipchart oder Skizzenpapier, um die Visionen und Handlungspläne visuell darzustellen.

Zeitaufwand

Der Zeitaufwand für die Anwendung der Wunderfrage kann je nach Kontext und Tiefe der Reflexion variieren.

Insgesamt kann die Anwendung der Wunderfrage etwa 60 bis 90 Minuten in Anspruch nehmen. Bei besonders komplexen oder tiefgehenden Themen kann der Zeitaufwand entsprechend höher sein.